"Die Partei" – Was steckt hinter der Clownsmaske? (2. Teil)

Der immer gleiche GröFaZ-Witz

"Die Partei" – Was steckt hinter der Clownsmaske? (2. Teil)
© Marlis Lichtjahr

Wir veröffentlichen hier in zwei Teilen die umfangreiche Analyse einer linken politischen Gruppierung, die sich „Die Partei“ nennt und auch an der Kommunalwahl in Frankfurt teilnimmt. Das wäre kaum der Rede wert, hätten sich Mitglieder und Sympathisanten von „Die Partei“ nicht anlässlich einer Veranstaltung der Bürger Für Frankfurt mit Störversuchen und inzwischen angezeigten Beleidigungen und Diffamierungen von BFF-Kommunalpolitikern zu „profilieren“ versucht. Das war der Grund, unsere Mitarbeiterin einen genaueren Blick auf diese obskure Organisation werfen zu lassen. Der Text ist lang, aber brillant geschrieben und ein aufklärerisches Lesevergnügen.
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(Link zum ersten Teil)


"Die Partei" wird in der Presse oft als "Spaßpartei" bezeichnet. Doch das funktioniert vor allem durch das ständige Wiederkäuen des immer gleichen Witzes. Ohne den "Hitler-Witz" wäre die Gruppierung nämlich so spaßig wie Erich Honeckers Hörgerät.

"Die Partei" hat zudem ein großes Faustpfand. Da die Gruppierung einst aus Journalisten des Satire-Magazins "Titanic" hervorgegangen ist, kann sie sich auf ein positives Image bei vielen ehemaligen Lesern des Magazins verlassen. Die wenigsten davon sind regelmäßige Leser oder gar Abonnenten, viele aber haben das Blatt in ihrem Leben ein paarmal in der Hand gehalten, weil sie es bei der Buchmesse als Ansichtsexemplar abgriffen hatten oder es ihnen ein Bekannter weiterreichte. Dann haben sie vielleicht ein paarmal gelacht und verbinden somit seitdem eine positive Assoziation mit diesem Magazin. Dieses positive Gefühl übertragen sie nun wiederum oft leichtfertig auf "Die Partei", ohne sich intensiver mit der Gruppierung beschäftigt zu haben. Vor allem so erklären sich die – wenn auch bescheidenen – "Wahlerfolge" dieser Gruppierung.

Dabei ist das 1979 gegründete textlastige Magazin längst deutlich in die Jahre gekommen. Man kann ästhetisch dazu stehen, wie man will, aber die Comic- und Fäkal-Ästhetik, die beispielsweise von der "Vice" mittlerweile weltweit verbreitet wird, wirkt längst moderner und aggressiver. Die "Titanic" lebt seit Jahren, ähnlich wie der "Spiegel", vom ständigen Hitler-Bezug. So, wie in den "Spiegel"-Titelseiten regelmäßig die NS-Zeit auftauchen muss, wenn man keine bessere Titelstory finden kann, so bedient die "Titanic" den "Hitler-Witz" bis zum Einschlafen. Vermutlich wäre das Heft ohne Hitler längst pleite, weil viele Geschichten so langweilig sind, dass sie kaum ausreichend Leser anziehen dürften. Aber, beim "Hitler-Witz" sind sich die Blattmacher sicher, dass ihre Leser wie losgelassene Duracell-Häschen zu kichern und zu quieken anfangen.

Die aktuelle Ausgabe des Blattes zeigt somit wieder mal eine der erfundenen NS-Storys. Zu sehen sind Helene Fischer umarmt von Adolf Hitler zu der Headline: "Helene und der Führer: Läuft da was zwischen Deutschlands Lieblingen?". Und in einer kleineren Rand-Zeile kann man "Eva Braun: Selbstmordgedanken" lesen. Die Verballhornung der Frauen-Boulevard-Magazine (z.B. "Frau im Spiegel") wird also mit dem obligatorischen Hitler-Bild aufgepeppt. Daran ist eigentlich nichts mehr richtig lustig, der Witz ist so alt wie der Bart von Wolfgang Thierse. Aber er funktioniert immer wieder bei jenen konditionierten Konsumenten, die die reflexartigen Verhaltensmuster der alten Bundesrepublik wie die Muttermilch aufgesaugt haben.

Auch "Die Partei" hat dieses Humormuster der "Titanic" übernommen, was erklärt, warum die Gruppierung so leicht von "antifaschistischem" Gedankengut gekapert werden konnte. Denn sie zehrt von der (in diesem Falle) parodistischen Dauer-"Bewältigung" der Vergangenheit, hat aber für die Zukunft nichts zu bieten. Keine Vision, kein ernsthaftes Programm, das über altbekannte Ressentiments hinausreicht. Beispielsweise als Martin Sonneborn 2004 die "Partei" mitgründete, wurde er umgehend als "GröVaZ – Größter Vorsitzender aller Zeiten" bezeichnet. Als Jugendorganisation der Gruppierung dient eine Parodie auf die seit über 70 Jahren real inexistente Hitler-Jugend. Die 2005 gegründete HintnerJugend wurde nämlich nach Generalsekretär Thomas Hintner benannt. Als offizieller Gruß gilt natürlich "Hi Hintner!".

Nun ist die "Partei" keineswegs die erste deutsche "Spaßpartei". Bereits 1981 wurde die APPD (Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands) erstmals gegründet. Es folgten Wiedergründungen, zuletzt 2000. Auch diese Partei spielte im Habitus beständig mit dem "Hitler-Witz". In Reden wurde gerne der fanatische Stil des ehemaligen Reichskanzlers zelebriert, zudem existiert der Parteigruß "Fick Heil!". Die APPD richtete sich aber vor allem an ein kleines Milieu aktueller und ehemaliger Punker.

Das strategische Konzept der "Partei" ist dagegen nun darauf ausgerichtet, das breitere Bevölkerungssegment des biederen Normalbürgers mit linkem Herz in Rührung zu versetzen und zum Kreuz in der Wahlkabine zu bringen. Das macht die Gruppierung auch für "Antifa"-Aktivisten attraktiver, da hier eine Verbreitung ihrer gesellschaftlichen Basis jenseits der engen "Szene" möglich ist. Unbedarfte Bürger machen ihr Kreuz, fühlen sich dabei lustig beschwingt, und danach klingelt die linke Kasse aufgrund der Wahlkampfkostenerstattung und eventuellen Abgeordnetengelder.

Es ist müßig darüber zu spekulieren, ob die mittlerweile in der "Partei" bestimmende "Antifa"-Propaganda von vornherein diese Organisation dominierte oder ob das erst das Ergebnis einer Unterwanderung durch Aktivisten der radikalen Linken ist. Der "Hitler-Witz" trug jedenfalls den Keim der jetzigen Entwicklung in sich.

Funktion von „Hitler“-Witzen

Über was wir lachen, sagt stets auch etwas über unseren geistigen Entwicklungsstand aus. Dazu gehören Konditionierungen unterschiedlichster Art, also angelernte Denk- und Verhaltensmuster. Diese lassen es uns als sinnvoll oder angeraten erscheinen, zu bestimmten Momenten zu lachen. Betritt der bekannte Komiker Rüdiger Hoffmann die Bühne, braucht er nur einmal mit den Augenbrauen zu zucken und "guten Abend" zu sagen, und der Saal krümmt sich schon vor Lachen. Das Publikum besucht seinen Auftritt also schon mit einer Erwartungshaltung, und diese wird bereits bei kleinsten wiedererkennbaren Mustern bedient. Ein Tourist, der noch nie etwas von Rüdiger Hoffmann gehört hat, aber zufällig in eine Vorstellung geraten wäre, könnte die spontanen Reaktionsmuster des restlichen Publikums schwer verstehen, selbst wenn er bestens die deutsche Sprache beherrschen würde.

Ähnlich verhält es sich mit dem "Hitler-Witz" oder den anderen Reaktionsmustern, bei denen die historische Figur Hitler eine Rolle spielt. Sie funktionieren nur, weil diejenigen, die ihn benutzen oder wahlweise lachen, viele Jahre oder gar Jahrzehnte zuvor diesbezüglich konditioniert wurden. Da reicht es dann schon, einem Politiker, gegenüber dem man irrationale Ängste hegt, ein Hitler-Bärtchen anzumalen, und die eigene politische Klientel fängt an zu kichern und hält dies noch für einen tollen Witz. Dabei ist der "Witz" uralt. Er wurde schon in den 60er Jahren von der APO-Studentenbewegung bemüht. Jeder der heutigen Kicherer hat ihn vermutlich schon als Schulbub zahlreich selbst gekritzelt. 50 Jahre alte Kamellen werden also wieder und wieder reproduziert. Und die geistreichen "Satiriker", die Jahrzehnte geistiger Entwicklung verschlafen haben, werden vermutlich auch noch dement weiterkichern, wenn ihnen im Altersheim bereits die vierten Zähne ausgefallen sind.

Jeder, der in der Bundesrepublik der Post-68er-Ära aufgewachsen ist, kam mit intensiven Konditionierungsbemühungen in Berührung. Er hat dabei gelernt, auf bestimmte Redewendungen in Bezug zur NS-Zeit und zur deutschen Nation überhaupt in bestimmter Weise zu reagieren. Er hat ein Sammelsurium an negativen Gefühlen unter dem Begriff "Nazi" implantiert bekommen, den er dann auf verschiedenste politische Strömungen anwendet, die nicht in das Bild einer immer "emanzipierteren", bindungslosen und möglichst anti-nationalen Gesellschaftsentwicklung passen. Er hat gelernt, in bestimmter Weise den "Hitler-Witz" amüsant zu finden und auf ihn passend zu reagieren. Dem konnte er sich gar nicht entziehen. Es liegt aber in der Entscheidung des einzelnen, ob er diese Prägungen ständig reproduzieren und damit ins Unendliche verlängert am Leben erhalten will oder nicht. Hier zeigt sich seine geistige Reife bzw. sein Verhältnis zur Macht.

Erbärmliches satirisches Niveau

Wenig überraschend ist also, dass die Frankfurter "Partei" das Niveau herunterbricht und gegen die Politik der "Bürger Für Frankfurt" kaum weitergehende Argumente findet, als jenen alten "Hitler-Witz". Hinzu kommt allenfalls noch die übliche "Antifa"-Agitation gegen böse "Rassisten" und "Nazis", die es doch unerhört wagen, Kritik an der Einwanderungspolitik der Regierung zu üben.

Da malen sie ihre Hitlerbärtchen, da halten sie ihre Hitler-/Höcke-Plakte hoch, da zünden sie ihre Silvesterböller. Und man hört sie dabei kichern und quieken wie 13-Jährige, die das erste mal im Leben eine Frau ohne BH gesehen haben.

Zudem benötigt man für eine solche politische Haltung nur einen Umfang an geschichtlicher Bildung, der dem einer Baumkröte entspricht. Einige Reflexe reichen offenbar bestens, um in der "Partei" ganz vorne mitspielen zu dürfen. So wurde beispielsweise Adolf Hitler auf einem "Anti-BFF"-Poster der "Partei" mit schwarz-rot-goldener Schalkmütze gezeigt. Solch ein Fauxpas kann nur jemandem passieren, der nicht weiß, dass schwarz-rot-gold die von den Nationalsozialisten verhassten Farben der Weimarer Republik waren. Sozialdemokraten, die sich im "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" organisiert und zu diesen Nationalfarben bekannt hatten, landeten in der NS-Zeit dafür in Haftanstalten.

Mal ernsthaft? Welcher Mensch mit zehn Gramm Rest-Grips in seinem Hirn, soll solche Leute eigentlich wählen? Das es trotzdem noch Wähler gibt, die es tun, hat vor allem etwas mit der Langeweile in unserer Wohlstandsgesellschaft zu tun.

Die Ursachen liegen in den vergangenen Jahrzehnten der Biedermeier-Ruhe, die die Bundesrepublik erleben durfte. Frieden, Wohlstand, politische Folgenlosigkeit unter der Obhut der USA haben es möglich gemacht, dass die Linke fast widerstandslos den kulturell-geistigen Überbau erobern konnte. Das Gefühl der Festgefahrenheit der politischen Verhältnisse ließ vielen jungen Wohlstandsbürgern ein politisches Engagement als sinnlos erscheinen. Dies zumal sie in gesicherten Verhältnissen lebten, mit Konsumgütern und Entertainment gesättigt waren. Da diese Gesellschaft seit den 60er Jahren ohnehin in Richtung Hedonismus, Spaßgesellschaft ausgerichtet war, lag es nahe, dass irgendwann sogar "Spaßparteien" entstehen würden, die Politik zur reinen Unterhaltung wurde.

Anachronistisches Rezept

Doch diese Zeit geht nun zu Ende. In dem Maß, wie die Sicherheit schrittweise schwindet, sei es durch finanzielle Krisen, Steuererhöhungen, aber auch durch stetig zunehmende Vorkommnisse, wie in der Silvesternacht in Köln oder den Attentaten von Paris, wird dem Hedonismus langsam die soziale Basis entzogen. Das auf den gelangweilten städtischen Spaßwähler zugeschnittene Konzept "Der Partei" wird durch die zunehmende Härte der Realitäten auch immer öfter als anachronistisch, rückwärtsgewandt empfunden werden. Es ist ein geistiges Konzept der 90er Jahre, der ruhigen Kohl-Ära, und war schon bei der Parteigründung 2004 eigentlich nicht mehr zukunftsfähig.

Linke werden dabei ihre schmerzhaften Erfahrungen machen, auch wenn diese nur ganz langsam zu geistigen Erkenntnisgewinnen führen werden. Konservativ denkende Deutsche werden hingegen vermutlich bessere Anschlusspunkte an die meist traditioneller denkenden Einwandererschichten finden. Man könnte also ein altes Sprichwort hervorholen, dass da sagt: "Wer zuletzt lacht, lacht am besten." Auch die "Partei" wird ihre Clownsmasken irgendwann absetzen wollen. Das eigentlich lustige daran wird dann sein, dass darunter nichts anderes ist, nur ein Clown, der sich hektisch die festgewachsene rote Nase vom Gesicht zu reißen versucht. Das Problem ist dabei nur, dass viele unschuldige Bevölkerungsgruppen für dieses linke Politik-Versagen mitleiden müssen.


Marlis Lichtjahr

Leserkommentare (4)

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Der Artikel sagt schon fast alles zu der behandelten Gruppierung. Dennoch ein ergänzender Link. Er kommt allerdings von linksradikaler Seite, sollte mit kritischer Distanz gelesen werden, ist in diesem Zusammenhang aber dennoch wert, einmal zur Kenntnis genommen zu werden.
http://aka.blogsport.de/2009/08/09/film-die-partei/

Sie sollten auch mal daran denken eine Satirezeitschrift zu veröffentlichen, die Hitlerwitze könnten sie sich dann direkt sparen, allein dieser Artikel entlockte mir mehr schmunzeln über die Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins als die meisten Satiren es könnten :)

Außerdem noch eine Frage:
Warum ist ihre Domain bff-frankfurt.de, das würde doch "Bürger für Frankfurt-Frankfurt" heißen? Hat da etwa jemand nicht mitgedacht?

Gut täte diesem Artikel, passend zum Nationalstolz, ein bisschen Kenntnis der deutschen Rechtschreibung.

Danke für diesen aufschlussreichen Beitrag.
Diese Zeilen zu lesen hat mich nur noch mehr darin bestärkt Die Partei weiterhin zu wählen!
Mit dem Witz der hier zwischen den Zeilen zu lesen ist, kommen sie dem Niveau ihrer geliebten Kollegen doch schon recht nah. Weiter so!