Profitcenter Weihnachtsmarkt?

Frankfurter Veranstaltung ist ausgeufert

Profitcenter Weihnachtsmarkt?
© chriswanders/pixabay

Hübners Frankfurter Woche – Folge 106

Das Städtische Touristikamt verkündet stolz: „Der Frankfurter Weihnachtsmarkt ist einer der ältesten und größten Deutschlands. Vor der Kulisse des Römerbergs und der Paulskirche, erstrecken sich über 200 weihnachtlich geschmückte Stände südlich bis zum Mainufer und nördlich über den Liebfrauenberg und den Friedrich-Stoltze-Platz, über die Hauptwache bis zum Roßmarkt.“ Es wäre zweifellos besser, Frankfurt hätte statt einem der größten einen der schönsten Weihnachtsmärkte in Deutschland. Doch das werden nicht einmal die überzeugtesten Lokalpatrioten behaupten wollen.
 
Der Frankfurter Weihnachtsmarkt ist in einer Weise in die Stadtmitte ausgeufert, die ihm jede Heimeligkeit und Besonderheit beraubt. Dabei hätte er zwischen Römer, der großen Touristenattraktion Neue Altstadt und dem Nationaldenkmal Paulskirche eine großartige Kulisse, die ihm Form und Format geben könnte. Gegenwärtig aber erstreckte er sich bis zur Hauptwache, Zeil, Friedrich-Stoltze-Platz  und Roßmarkt. Das bietet zwar die Möglichkeit, über 200 Ständen Platz zum Verkauf ihrer Waren zu bieten. Und es beschert der Stadt Frankfurt einen Monat lang über die Standgebühren hohe Einnahmen. Doch sollte der Weihnachtsmarkt nicht besser Besucheraugen zum Leuchten bringen als dem maximalen Profit zu dienen?

Auch in einer weitgehend dem Christentum entfremdeten Stadt wie Frankfurt darf nicht ganz vergessen werden, warum es das Weihnachtsfest überhaupt gibt. Nämlich wegen der Freude darüber, daß vor über 2000 Jahren in Bethlehem ein Kind geboren wurde - ein Ereignis, das die Welt veränderte. Deshalb darf ein dem angemessener Weihnachtsmarkt nicht zum kommerziellen Rummelplatz verkommen. Eine Reduktion der Fläche und Aussteller stünde diesem Frankfurter Jahresereignis deshalb gut zu Gesicht. Dann würde die kühne Behauptung des Touristikamts, Frankfurts Weihnachtsmarkt gehöre auch zu den schönsten im Land, wieder der Realität entsprechen.

Denn in den Ranglisten der schönsten und attraktivsten Weihnachtsmärkte von Lindau bis Flensburg sind zwar Großstädte wie Dresden, Erfurt oder Kassel aufgeführt, aber Frankfurt taucht dort weit und breit nicht auf. Und in Kenntnis einiger anderer Weihnachtsmärkte in Deutschland muß ich als Frankfurter Bürger sagen: Das ist leider berechtigt! Einmal mehr bewahrheitet sich, daß weniger bekanntlich manchmal besser ist – selbst in der kleinsten Metropole der Welt.


Wolfgang Hübner

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