Cohn-Bendits neue Juden: die Grünen

Foulspiel mit der Opferkarte

Cohn-Bendits neue Juden: die Grünen
© Heinrich-Böll-Stiftung CC BY-SA 2.0, commons.wikimedia.org/w/in curid=65516254

Hübners Frankfurter Woche – Folge 104

Der politische Ruhestand bekommt nicht jedem. Schon gar nicht, wenn einer Daniel Cohn-Bendit heißt und in jüngeren Jahren für etliche Turbulenzen und Torheiten gesorgt hat. Dass er zu Letzteren immer noch eine starke Neigung hat, dokumentiert eine aktuelle Äußerung von ihm, die in der „Süddeutschen Zeitung“ am Dienstag zu lesen war: „Die Bürgerlichen haben sich die Grünen zum Hauptfeind erkoren. Sie meinen, die Republik gehört ihnen allein. Da sind die Grünen wie die Juden, sie stören nur“.

Diese Äußerung ist nicht nur eine Torheit, sondern ungeheuerlich und anmaßend. Sie lässt sich auch nicht damit entschuldigen, daß Cohn-Bendit selbst Jude ist, wenn auch kein religiöser. Selbstverständlich sind die Grünen weder in Deutschland, Hessen oder Frankfurt, wo sie gegenwärtig sogar die stärkste Partei im Römer sind, ausgegrenzt und diffamiert wie zum Beispiel "rechte" Parteien oder Gruppen. Und die Behauptung, Juden störten hierzulande nur, ist nichts als unverantwortliche Polemik, zudem ein Foulspiel mit der jüdischen Opferkarte.

Richtig ist vielmehr: Die Grünen stören nicht, aber die Zeit läuft ab, in der diese Minderheitenpartei mit Hilfe ihrer vielen Anhänger und Multiplikatoren in den Medien den Zeitgeist bestimmt hat. Vielen Bürgern ist gerade seit Beginn der Berliner Ampelkoalition klar geworden, welche materiellen Kosten für sie mit grüner Politik in Sachen Klima, Energie oder Ukraine verbunden sind. Das haben die jüngsten Wahlergebnisse deutlich gezeigt. Und das ist auch der Grund für den Koalitionswechsel in Wiesbaden, der die Grünen so schwer getroffen hat, daß sie sich damit offenbar nicht abfinden wollen.

Wenn Cohn-Bendit mit den „Bürgerlichen“ die gar nicht mehr so bürgerliche CDU meinen sollte, leidet er an bedauerlicher Altersvergesslichkeit: Es war die CDU in Hessen und Frankfurt, die in den vergangenen Jahrzehnten die Grünen so stark hat werden lassen, wie sie bis vor Kurzem noch waren. Und als die Grünen die „Bürgerlichen“ noch fest an der Leine ihrer Ideologien gehalten haben, war auch der mit politisch erworbenen fetten Pensionen bestens versorgte Altrevoluzzer keineswegs gestimmt, seine Partei als die neuen Juden in Deutschland zu betrachten. Daniel Cohn-Bendit hat sich mit seiner Äußerung disqualifiziert und sowohl Grünen wie Juden geschadet.


Wolfgang Hübner

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