Urnendiebstahl in Höchst ist ein Kulturbruch

Verletzung der Totenruhe wahrscheinlich aus Verwertungsinteresse

Urnendiebstahl in Höchst ist ein Kulturbruch
© Foto: R2D2

BFF-Fraktion - Stellungnahme 43-17


Immer mehr Deutsche auch in Frankfurt finden nach ihrer Verbrennung im Krematorium ihre letzte Ruhe in einer Urne. Für sechs tote Menschen in Urnenkammern auf dem Höchster Friedhof ist diese letzte Ruhe mit einem Verbrechen beendet worden: Die Urnen von drei Ehepaaren, verstorben zwischen 1970 und 1997, wurden von bislang noch unbekannten Tätern nach Aufbruch der Kammern gestohlen. Der wahrscheinlichste Grund für diese Tat, die als erschreckender Kulturbruch bezeichnet werden muss, ist das Verwertungsinteresse am Material der entwendeten Urnengefäße, das aus Kupfer, Messing oder Edelstahl bestanden haben könnte.

Laut Grünflächenamt  soll das Verbrechen in Höchst bislang das derartig erste in Frankfurt gewesen sein. Allerdings hat es im vergangenen Jahr auch in Berlin einen Urnenraub gegeben, bei dem 14 Gefäße gestohlen wurden. Ob in Deutschland auch an anderen Orten solche strafrechtlich zu verfolgenden „Störungen der Totenruhe“  vermeldet wurden, ist unbekannt. Es wäre allerdings verwunderlich, wenn sich solche Vorfälle nur in Berlin oder nun auch in Frankfurt ereignen würden. Da der Urnenraub in Höchst von Friedhofsmitarbeitern bereits am 29. Mai entdeckt wurde, ist es erstaunlich, dass ein solches Verbrechen erst am 17. Juni durch den Bericht einer Frankfurter Zeitung publik wurde. Offenbar gab es keine besondere Bereitschaft oder Eile beim Grünflächenamt, die Bürger über diesen Kulturbruch zu informieren.

Es ist eine beängstigende Entwicklung, dass zunehmend auch bislang weitestgehend geschützte und allgemein respektierte Zonen wie Friedhöfe Orte von kriminellen Handlungen werden. Die Vorstellung, wie die Ausleerung der Asche der Verstorbenen vor der Verwertung der Urnengefäße erfolgte, ist absolut abstoßend und ein unentschuldbar barbarischer Akt gegen die Menschenwürde, die auch nach dem Tod zu gewährleisten ist. Da es nach Auskunft des Grünflächenamtes Diebstähle von Grabausstattungen, je nach Entwicklung der Metallpreise, auch in der Vergangenheit schon gegeben hat, muss künftig wohl eine strengere Bewachung der Friedhöfe in Erwägung gezogen werden.

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