Bannerparole statt Flaggenklau

Fußball wird zunehmend ein Feld für politische Instrumentalisierungen

Bannerparole statt Flaggenklau
© Marvin800


Manche Kicker sorgen derzeit für Ausrufezeichen. Doch auf politischer Ebene verläuft die Fußball-Europameisterschaft bislang ohne wirkliche Überraschungen. Die Linksradikalen ärgern sich über Deutschland-Fahnen, während die Strippenzieher der "multikulturellen Gesellschaft" den Tiger reiten. Es ist ein Zeichen für die geistige Überalterung der "Grünen", dass ihre Jugendorganisation sich wieder einmal über patriotische Symbolik, diesmal das Zeigen schwarz-rot-goldener Fahnen anlässlich der Fußball-Europameisterschaft, echauffiert.

Die Rolle, die die Medien eigentlich Alexander Gauland und der AfD zuschieben wollten, übernahm somit nun die Jugendorganisation der "Grünen" ganz freiwillig. Die "grüne" Partei wurde mal wieder als verbissene "Spaßbremse" wahrgenommen, die der nun vom Fußball euphorisierten Bevölkerung fremd gegenüber steht.

Emma Sammet, Sprecherin der "Grünen Jugend" Berlin, verlautbarte bierernst:

"In Berlin wird Patriotismus und Nationalismus mit der Fanmeile und vielen Public Viewings besonders viel öffentlicher Raum geboten. Die Supermärkte sind voll mit Deutschland-Merchandise und die Straßen, Autos und Balkone voller Nationalfahnen. Da wird einem richtig mulmig zumute. Denn es kann kein Sommermärchen geben, wenn brennende Geflüchtetenunterkünfte die abscheuliche deutsche Realität darstellen."

Und ihr Kollege Patrick Grünhag ergänzte wie auswendig gelernt: "Schon bei den vergangenen großen Fußball-Turnieren stieg die Anzahl fremdenfeindlicher Übergriffe nachweislich. Der sogenannte `Party-Patriotismus´ führt zu nationalistischem Denken und Gewalt. Gerade Rechtspopulist*innen wie die Kader der Berliner AfD werden versuchen, im Wahlkampf vom schwarz-rot-goldenen Freudentaumel zu profitieren. Als GRÜNE JUGEND Berlin stellen wir uns dieser ausgrenzenden Haltung klar entgegen. Denn gerade in Zeiten von blankem Fremdenhass und aufkommendem Rechtspopulismus und vor der anstehenden Wahl im September müssen wir ein klares Zeichen gegen Patriotismus und Nationalismus setzen."

Dass die "antideutsch" ausgerichteten "Autonomen" stets bemüht sind, die "Grünen" an Radikalität noch zu überbieten, überrascht nicht. Wo die einen sich nur den Nationalfahnen moralisch verweigern, schreiten die anderen zur kriminellen Tat und kündigten den massenhaften Diebstahl von an Autos oder in Vorgärten angebrachten Fähnchen an.

"Getrennt marschieren, vereint schlagen", wie schon der alte General von Moltke propagierte.

Doch welch geringen Stellenwert die Verantwortlichen des DFB dem Patriotismus wirklich zubilligen, ist schon daran erkennbar, dass aus dem Namen der "Mannschaft" das "deutsch" und "national" getilgt worden ist, vor allem aber daran, dass manche Spieler "mit Migrationshintergrund" das Singen der Hymne demonstrativ verweigern, ohne dass es den Trainer oder den DFB-Präsident zu stören scheint. Leicht wäre es nämlich möglich, sanften Druck aufzubauen, damit die Spieler mitsingen. Doch daran besteht gar kein Interesse.

Wolfgang Hübner von den "Bürgern Für Frankfurt" kommentierte dazu:

"Ich bin übrigens sicher, dass der DFB, Löw und nicht zuletzt Frau Merkel restlos alle Spieler zum Singen bringen würden, wenn nicht länger Nationalhymnen, sondern die Mannschaften aller teilnehmenden Staaten nur noch eine Globalhymne, natürlich in Englisch, schmettern würden. Bei einer solchen Entwicklung wäre `Die Mannschaft´ auch im Kollektivgesang ohne jeden Zweifel Vorbild für den Rest der Welt. Und ich wette einen hohen Betrag darauf: Wer dann nicht mitsingen wollte, flöge ganz schnell aus dem Kader!"

Wieviel geschickter als die altbackenen Antinationalisten der "Grünen" agieren dagegen mittlerweile die modernen Propagandisten der "multikulturellen" Gesellschaft. Sie haben sich entschieden, die Brandung nicht mit altertümlicher Symbolpolitik aufhalten zu wollen, zumal diese Welle der Fußball-Euphorie ja ein bewusst von DFB, Medien und Wirtschaftskreisen gefördertes Riesengeschäft ist. Vielmehr sind sie längst auf die Idee gekommen, den Tiger zu reiten, also den naiven, unreflektierten Fußball-Patriotismus der Fans bewusst zum Transport "multikultureller" Propaganda nutzbar zu machen.

Das EM-Eröffnungsspiel zwischen Frankreich und Rumänien war gerade abgepfiffen, als das ZDF die Dokumentation "Zwischen Verehrung und Verachtung" über "Frankreichs Nationalteam und die Rassismus-Debatte" sendete.

Der moderne, kapitalisierte Fußball und die daraus resultierende zunehmend "bunte" Zusammenstellung der Nationalmannschaften, wurden als positive Boten der neuen, "offenen", ent-ethnisierten "Nationen", als "Vision einer neuen, versöhnten Gesellschaft, deren Vorbild die Nationalmannschaft ist" verklärt, der nur noch griesgrämige "Rassisten" vom Schlage Le Pen und Alexander Gauland entgegen stünden. Die der Öffentlichkeit präsentierten "Spaßbremsen" der Medien und "antirassistischen" Fußballfunktionäre sind also am besten nicht "grün", sondern "rechts".

Das mehrheitlich aus Einwandererkindern bestehende Schweizer Team wird somit als "Glück" dargestellt. "Diese Vielfalt steht für die Schweiz von heute und ist ein Beweis ihrer Toleranz", wird Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld zitiert.

Und dieser Versuch, politische Propaganda über den Fußballsport an die Massen zu tragen, findet sich vielfältig in der diesbezüglichen Medienlandschaft wieder.

Das Fußballmagazin "11 Freunde" titelte schon im letztjährigen August zu einem im Stadion gezeigten "Refugees welcome"-Banner: "Wie sich Fußballfans gegen Rechts positionieren. Kein Platz für Nazi-Idioten. Der braune Mob marodiert durch sächsische Kleinstädte und hetzt im Internet gegen Flüchtlinge. Gut, dass zahlreiche Fußballfans diesmal den Mund aufmachen." Der Journalist Christoph Ruf veröffentliche schon kurz vor EM-Anpfiff im sozialdemokratischen "Vorwärts" einen Artikel mit dem Titel "So setzen sich Fußballfans gegen Rassismus ein". 

Und in einem Anleger-Forum eröffnete ein Diskutant nach dem deutschen Sieg über die Ukraine sogleich einen Thread mit dem Titel "Multikulti hat sich heute für Deutschland ausgezahlt". Die Propaganda in Medien und Internet setzt sich im Stadion fort. Unübersehbar ist dabei die Kampagne "no to racism" des Europäischen Fußball-Verbandes UEFA, die sich in Bannerwerbung und an Kapitänsbinden zeigt. Die UEFA verlautbarte dazu: "Der Kampf gegen Rassismus, Diskriminierung und Intoleranz im Fußball wurde in den letzten Jahren zu einem der Hauptanliegen der UEFA. Entsprechend nutzt die UEFA auch alle ihr zur Verfügung stehenden Plattformen, um eine ganz wichtige und unmissverständliche Botschaft auszusenden: Nein zu Rassismus." Als Kooperationspartner fungiert dabei das ominöse "FARE-Netzwerk".

Vor dem Hintergrund dieses massiven Ansinnens erscheint es beinahe bereits nebensächlich, darauf kritisch hinzuweisen, dass deutsche Spieler aus Einwandererfamilien die symbolische Geste des Singens der Hymne bewusst verweigern, aber durchaus Sinn für Gesten und Symbolik aufweisen können. Mesut Özil bewies dies unlängst, als er ein Foto im Internet postete, dass ihn vor der Kaaba auf seiner Pilgerfahrt nach Mekka zeigte.

1,5 Millionen Nutzer hätten das Facebook-Bild mit "Gefällt mir" markiert. Viele Nutzer hätten es angeblich als "Aufruf zur Toleranz" interpretiert, obwohl nicht bekannt wurde, dass Özil seine Reise dafür genutzt hätte, um sich für Religions- und Meinungsfreiheit in Saudi-Arabien oder anderen islamischen Ländern einzusetzen.

Die "multikulturellen" Marketing-Strategen sind wahrlich weit moderner und abgebrühter als die kindische "Grüne Jugend". Hier sperrt man sich nicht mehr verlegen vor schwarz-rot-gold, sondern deutet den Charakter der Nation und seiner Mannschaft einfach "multikulturell" um. So hat man ein wirksames Mittel, den Massen ihren Spaß zu liefern und sie zugleich sanft zu indoktrinieren.

Der "Antirassismus" dient natürlich auch in diesem Wirtschaftssegment vor allem den finanziellen Interessen seiner Profiteure. Insofern ist er eng verbunden mit der Entortung und Kapitalisierung des Fußballs. Darauf wies der Publizist Michael Wiesberg unlängst in einem erhellenden Beitrag hin.

Somit sei Fußball heute ein "Spielfeld des Turbokapitalismus, auf dem jährlich Milliarden von Euro umgesetzt werden". Allein für Übertragungen der englischen Premier League von 2016 bis 2019 zahlen Sky und BT Sport umgerechnet 6,9 Milliarden Euro. Seit dem Bosman-Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 1995 wurde die zuvor stärker begrenzte Anzahl ausländischer Spieler in den Clubs massiv ausgeweitet. Es sei "zu einer wahren Flut an ausländischen Spielern, die auch in den Bundesligen immer dominanter werden" gekommen.

Bis dahin bewährte Strukturen seien über Nacht pulverisiert worden. Erst als 2001 der damalige Bundesligist Energie Cottbus in einem Spiel elf ausländische Akteure einsetzte, kam es zu einer leichten Kurskorrektur. Seitdem müssen Profi-Clubs auch in den Betrieb von Nachwuchs-Internaten investieren, zudem baute der DFB sein Stützpunktsystem aus. Doch änderte dies am mächtigen Trend zur Kapitalisierung des Fußballs nichts Grundlegendes.

Sieht man sich beispielsweise den letzten Kader von Eintracht Frankfurt an, so stehen dort 13 deutschen Spielern 18 ausländischer Herkunft gegenüber. Diese Spieler kommen beispielsweise aus Finnland, Serbien, der Türkei, Brasilien, Peru oder Tunesien.

Die zunehmend monopolkapitalistischen Strukturen, die von der wirtschaftlichen Potenz bestimmt sind, führen allerdings auch zunehmend zur Verödung der Ligen und zur Erodierung des Sports. Die immer gleichen finanzstarken Clubs dominieren die Branche, schwächere Vereine dienen allenfalls noch als "Zulieferer" von Talenten. Darüber können auch Zufallssiege von Außenseitern nicht hinwegtäuschen.

Die Rüstungsspirale der Clubs wird heute durch Geld und internationale Einkäufe angeheizt. Die Ausbildung von heimischen Nachwuchsspielern veröde hingegen immer mehr, so Wiesberg. Die einheimischen Nachwuchsspieler müssen mit einem internationalen Einkaufs-Pool konkurrieren, was ihre Luft immer dünner mache. Da die Schlüsselpositionen in den Clubs zunehmend von Ausländern besetzt sind, schmälert sich das Reservoir für die Nationalmannschaften. Hierzu komme, dass der Jugendfußball auch immer stärker von Spielern mit "Migrationshintergrund" geprägt sei, so dass auch hier "bio-deutsche" Spieler stärkere Probleme haben, sich in den daraus ergebenden Strukturen zu behaupten.

Somit ergibt sich zwangsläufig eine immer weniger ethnisch ausgerichtete Nationalmannschaft, deren Spieler vor allem aus Gründen der Vermarktung und Selbstoptimierung in dieser mitspielen. Michael Wiesberg: "Ein Mesut Özil, aber auch andere Nationalspieler `mit Migrationshintergrund´ dürften kein anderes Interesse an der deutschen Nationalmannschaft haben, als ihren Marktwert zu steigern. Die Wahrscheinlichkeit mit dem deutschen Team – bezeichnenderweise nur noch `Die Mannschaft´ genannt – einen internationalen Titel zu holen, ist eben höher als mit der türkischen oder einer anderen Nationalmannschaft. Wer von diesen Spielern eine Identifikation mit Deutschland erwartet, ist realitätsblind." Diese Erkenntnis ist allerdings bei den Fans noch nicht angekommen.
 

Claus Wolfschlag

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