Paradieshof – Die unendliche Geschichte?

Ingrid Leng (BFF) fordert mehr städtisches Engagement

Paradieshof – Die unendliche Geschichte?
© R. Sawicki


Sachsenhausen ist ein spannender Stadtteil. Doch seine Problemecken sind nicht zu leugnen. Eine davon ist die ehemalige Gaststätte „Paradieshof“ im Herzen von Alt-Sachsenhausen. Das Gebäude steht seit 2008 leer und verfällt zusehends.

Nachdem 2016 wieder Hoffnung im Hinblick auf eine zukünftige Nutzung der Liegenschaft aufgekeimt war und die derzeit im Stadtteil Bockenheim ansässige „European School of Design“ (ESD) den ausgeschriebenen Wettbewerb für eine Konzeptvergabe gewann, sind die Verhandlungen der Stadt Frankfurt mit der privaten Hochschule im letzten Jahr vorerst einmal geplatzt.

Eine Einigung konnte nicht erzielt werden, da sich letzten Endes die Wirtschaftlichkeit des Projektes nicht darstellen ließ. Was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass sich der Zustand des Leerstandsobjektes über die Jahre hinweg erheblich verschlechtert hat. Eine Sanierung würde nach vorliegenden Informationen mittlerweile gut 5 Millionen Euro verschlingen. Was wenig verwunderlich ist, drückt sich doch die Stadt Frankfurt, die die Immobilie im Jahr 2010 für 1,2 Millionen Euro erwarb, seither um die dringend notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen.


Nach dem Wunsch der ESD sollte daher die Stadt Frankfurt das Gebäude nach deren Erfordernissen umbauen und danach an diese vermieten. Doch die Verantwortlichen in der Stadt verlangten am Ende eine weit höhere Miete als ursprünglich angegeben, um die immensen Sanierungskosten zu refinanzieren.

Nach dem vorläufigen Scheitern der Verhandlungen äußerte Schulleiter Detlef Wildermuth gegenüber der Presse sein Unverständnis dahingehend, dass die Stadt aus dem Gebäude jetzt offensichtlich ein Renditeobjekt machen wolle. Es sei jedoch in erster Linie darum gegangen, die Immobilie nicht weiter verfallen zu lassen und eine positive Entwicklung in Alt-Sachsenhausen zu fördern.

Ebenfalls kein Verständnis für das schleppende Verfahren seitens der Verantwortlichen im Frankfurter Magistrat hat Ingrid Leng, Vertreterin der Bürger Für Frankfurt BFF im Ortsbeirat 5. Wie mit Alt-Sachsenhausen und dem Paradieshof umgegangen werde, sei „nicht zufriedenstellend“. Ein städtisches Entgegenkommen ist nunmehr dringend geboten. Ingrid Leng fordert: „Es muss ein Kompromiss her. Die Stadt sollte der Hochschule entgegenkommen. Der kalkulierte Sanierungsaufwand in Höhe von fünf Millionen Euro ist zum Großteil den Versäumnissen der Stadt geschuldet und kann nicht der Hochschule aufgebürdet werden. Die European School of Design an dieser Stelle anzusiedeln, wäre auch ein Prestigegewinn für den ganzen Stadtteil.“

Dass die Stadt nach einer vorzeitigen Beendigung des Mietverhältnisses mit der „European School of Design“ den nach deren Wünschen umgebauten Paradieshof zukünftig nicht anderweitig vermieten könne, hält Ingrid Leng für ein vorgeschobenes Argument. „Da sehe ich absolut keine Gefahr. Für Kulturschaffende, Schulen oder Kindergärten gibt es immer Raumbedarf. Das Gebäude würde auch weiterhin gut nutzbar sein.“ Aber nicht in Ordnung sei es, dass die Stadt Immobilien kaufe und dann über Jahre hinweg verwahrlosen und verfallen lasse. „Das ist auch kein Vorbild für private oder institutionelle Eigentümer.“ stellt sie fest.

Auch aus Sicht der BFF-Fraktion im Römer ist es unfassbar, dass die Stadt mittlerweile seit 11 Jahren um das Problem „Paradieshof“ herumlaviert und immer noch keine zufriedenstellende Lösung für die Bürger und Alt-Sachsenhausen in Sicht ist.

Jetzt gehen die Verhandlungen mit der „European School of Design“ in die nächste Runde. Der im Magistrat zuständige Stadtrat Jan Schneider (CDU) berichtete in der letzten Sitzung des Fachausschusses für Planen + Bauen, dass die Stadt der Hochschule nun das Angebot einer Vergabe im Erbbaurecht mit einer Laufzeit von 33 Jahren unterbreitet habe. Demnach solle die ESD erbbaurechtliche Eigentümerin der Liegenschaft werden und sowohl deren Umbau als auch den Betrieb in Eigenregie übernehmen. Ob die Hochschule sich dann für eine Sanierung oder einen Abriss und einen kompletten Neubau der Immobilie entscheide, liege dann in deren Ermessen, so Stadtrat Schneider.

Aus Sicht von Ingrid Leng ist das der letzte Strohhalm, an den sich die Verantwortlichen im Magistrat jetzt im Hinblick auf den Paradieshof klammern. „Falls auch auf Basis dieses Angebotes keine Einigung zustande kommt, stehen wir wieder ganz am Anfang. Dass die Stadt keinen Plan B für den Paradieshof hat ist einfach unprofessionell.“ Je mehr Zeit ins Land gehe, umso größer werde die Gesamtproblematik. „Der Gebäudezustand wird immer schlechter und die Baukosten für einen potentiellen Nutzer steigen entsprechend weiter an.“, so Leng.

Ein weiterer Aspekt ist dem planungspolitischen Sprecher der Bürger Für Frankfurt BFF, Mathias Mund, ebenfalls wichtig. „Im Falle eines Neubaus muss sich das Gebäude sowohl in seiner Dimension als auch mit seiner Architektursprache in das historische Ensemble von Alt-Sachsenhausen einfügen und wieder zu einem Schmuckstück am Paradiesplatz werden.“, stellt Mund fest. Dass Alt-Sachsenhausen dringend aufgewertet werden muss, um das Flair des Viertels zu erhalten und seinen Ruf wieder herzustellen, darin ist er sich mit seiner Kollegin im Ortsbeirat 5 ohnehin einig.

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