Verdi-Oper hochsubventioniert als primitiver Agitprop

Bespaßungsbetrieb der gehobenen Art

Verdi-Oper hochsubventioniert als primitiver Agitprop


Samstag in der Frankfurter Oper. Aufgeführt wurde Giuseppe Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“. Die gute Nachricht: Keine Hakenkreuze, SS-Uniformen, keine Nackten. Die Sänger sehr gut, die Musik sowieso. Die schlechte Nachricht: Antirassismus-Agitprop, Ku-Klux-Klan, böse Amis, mörderische weiße Cops. Die Inszenierung eine Zumutung, das Publikum klatscht. Und jede Eintrittskarte wird mit fast 200 Euro von den allermeist nicht die Oper besuchenden Frankfurter Steuerzahlern bezuschusst.

Also ein ganz normaler Abend im bundesdeutschen Bespaßungsbetrieb der gehobenen Art, inmitten der teuersten Kulturlandschaft der Welt. Sich darüber noch aufzuregen, schadet eigentlich nur der Gesundheit, außerdem ist das völlig nutzlos. Denn diese gesamte öffentlich finanzierte Branche ist fest im Griff von Leuten wie dem Regisseur der Frankfurter Verdi-Verhunzung namens Tobias Kratzer. Im Programmheft ist der 39-jährige mit dämonischem Blick, Drei-Tage-Bart und weißer Schildmütze abgebildet, Er soll als „großes Talent“ gelten und wird im Sommer in Bayreuth die Neuinszenierung von Richard Wagners „Tannhäuser“ verantworten.

Was da herauskommen dürfte, lässt sich schon unheilvoll ahnen. Doch die vielen Kratzers im hochsubventionierten Kulturbetrieb zwischen Flensburg und Konstanz sind nicht das eigentliche Problem. Denn sie können nur deshalb nach Belieben das Erbe der Genies des künstlerisch ruhmreichen 19. Jahrhunderts vergewaltigen und verhässlichen, weil das völlig abgestumpfte Publikum längst jede Zumutung brav schluckt, um erschreckend konformistisch seine Weltoffenheit und Progressivität unter Beweis zu stellen.

Zwar steckt in Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“ - dramaturgisch sicher nicht das rundeste Werk des großen Italieners - durchaus ein Konflikt, der einen individuellen rassistischen Ursprung hat. Diesen deutlich, zugleich subtil herauszuarbeiten, wäre inszenatorischer Mühe gewiss wert. Doch aus einer Handlung, die in Spanien und Italien des 18. Jahrhunderts spielt, eine alberne Denunziationsrevue durch die amerikanische Geschichte der Rassendiskriminierung samt Vietnam-Krieg zu machen - das macht dem international berüchtigten deutschen Regietheater so schnell niemand nach.

Wer allerdings noch über Respekt vor bedeutenden Kunstwerken der Vergangenheit, dazu auch über genügend Abwehrkräfte gegen primitiven Agitprop für ideologisch benebelte grünlinke Studienräte und gelangweilte Managergattinnen verfügt, kann nach Abenden wie dem im Frankfurter Opernhaus nur zu einem Schluss kommen: Dieser sich unablässig selbst feiernde, materiell wie politisch hoffnungslos korrumpierte Kulturbetrieb ist schlicht am Allerwertesten. Doch das ist in vielerlei Weise ja das ganze Land.
 

Wolfgang Hübner

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