Neue Altstadt - Dichtung und Wahrheit

Geschichtsklitterung à la Frankfurter CDU

Neue Altstadt - Dichtung und Wahrheit

BFF-Fraktion – Mitteilung 45-2018


Die Erlebnisse seines Lebens aus den Jahren 1749 bis 1775 verarbeitete bekanntermaßen ein großer Sohn unserer Stadt, Johann Wolfgang von Goethe, in seinem Buch „Dichtung und Wahrheit“, welches er zwischen 1808 und 1831 verfasste. Eher der Dichtung und weniger der Wahrheit sieht sich offenbar die CDU im Frankfurter Römer verpflichtet, wie ein Blick in deren Hauspostille „Frankfurt Magazin“ an diesem Wochenende zeigt. Denn dort wollen die Christdemokraten den Lesern allen Ernstes „Die großartige neue Altstadt“ als „Ein erfolgreiches Projekt der CDU“ verkaufen, so tönen Titel und Untertitel des Aufmachers einer ganzen Doppelseite.

Weiter im Text wird dort über den Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt konstatiert: „Ein erfolgreiches Projekt der Frankfurter CDU, das gegen den teilweise erbitterten Widerstand der SPD im Stadtparlament durchgesetzt werden musste.“ Der zweite Halbsatz mag ja noch der Wahrheit entsprechen, setzte der Sinneswandel bei Oberbürgermeister Feldmann ja erst kurz vor Fertigstellung der Neuen Altstadt ein. Die Vereinnahmung der CDU dieses Projektes exklusiv für die eigene Partei jedoch ist nicht nur höchst anmaßend, sondern auch faktisch nicht haltbar.

Denn es war der mittlerweile legendär gewordene Antrag NR 1988 der Bürger Für Frankfurt BFF im Römer vom 20. August 2005, der den entscheidenden politischen Anstoß gab, im Krieg vernichtete Altstadthäuser wie die „Goldene Waage“, das „Rote Haus“ oder den Hühnermarkt zu rekonstruieren. Dieser wurde jedoch von allen Parteien der seinerzeit in Frankfurt regierenden Viererkoalition aus CDU, SPD, Grünen und FDP rundweg abgelehnt.

Letztlich waren es dann zwei Faktoren, die dazu führten, dass die „Neue Altstadt“ doch noch politisch durchgesetzt und realisiert werden konnte. Zum einen war es die große Unterstützung der Frankfurter Bürgerschaft für diese weitsichtige Idee und zum anderen das sich öffnende Zeitfenster des Kommunalwahlkampfes im Jahr 2006. In dessen Verlauf sprang die Frankfurter CDU auf den nicht mehr aufzuhaltenden Zug „Pro Altstadt“ auf und setzte nach der Wahl - zusammen in der Regierungsverantwortung mit den Grünen - die historisierende Bebauung des Dom-Römer-Areals um. Es ist peinlich für die Frankfurter CDU, wenn sie nun sogar den anfänglichen Widerstand gegen die Befürworter dieses Projektes aus den eigenen Reihen, wie den Bauingenieur Dominique Mangelmann aus Offenbach oder die Protagonisten der Jungen Union Süd, verleugnet und sich mit deren Federn zu schmücken versucht.

Im Gegensatz zur dahinsiechenden Frankfurter CDU, die bereits seit geraumer Zeit keine echten eigenen Erfolge mehr vorzuweisen vermag, sind die Bürger Für Frankfurt BFF durchaus dazu in der Lage, deren Anteil am Erfolg der Neuen Altstadt auf wahrhaftige Weise zu kommunizieren. So titelte die Sonderausgabe der BFF-Fraktionszeitung „Blick für Frankfurt“ zur feierlichen Eröffnung Ende September: „Frankfurts Neue Altstadt - Ein Sieg des Bürgerwillens!“. Und der BFF-Fraktionsvorsitzende, Mathias Mund, betonte im Editorial: „Selbstverständlich hat ein solches Jahrhundertwerk wie die Neue Altstadt viele Väter und Mütter, das ist unumstritten.“ Etwas anderes zu behaupten ist nicht nur unredlich, sondern tut auch den unzähligen Protagonisten Unrecht, die letztlich zum Gelingen und Erfolg dieses Projektes beigetragen haben.

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