Blick über den Tellerrand

BFF-Ortsbeirat Hans-Georg Oeter engagiert sich auch in der Hugenottenstadt

Blick über den Tellerrand
©A. Jungmann, Neu-Isenburg (v.l.n.r.: Juterzenka, Aha, Jungmann und Oeter)

 
BFF-Politiker sind kreativ und blicken durchaus auch über den kommunalen Tellerrand hinaus. Ein gutes Beispiel dafür ist der Ortsbeirat Hans-Georg Oeter, der seinen Aktionsradius nun auch nach Neu-Isenburg ausgedehnt hat.

Der Diplom-Ingenieur der Architektur ist seit 2016 Mitglied der "Bürger Für Frankfurt" und vertritt die BFF seit der Kommunalwahl im März 2016 im Ortsbeirat 3 (Nordend). Aber Hans-Georg Oeter engagiert sich auch in anderen Stadtteilen. So gehört er zum Kreis der Initiatoren für einen Zauberturm im Europaviertel. Der alte Wasserturm von 1911 ist das letzte historische Relikt in dem weitgehend monotonen Neubauquartier. Einst diente er der Versorgung des Güter- und Hauptbahnhofs mit Wasser und speiste Dampflokomotiven. Seit 15 Jahren leidet das Bauwerk unter Leerstand. Der Eigentümer Aurelis hat sich indes zur Erhaltung und Sanierung der Fassade nach den Auflagen des Denkmalamts verpflichtet. Ein Freundeskreis aus Architekten, Denkmalpflegern und Kaufleuten, zu dem auch Oeter gehört, hat die Idee entwickelt, den Turm in Anlehnung an den seit 1978 bestehenden Nürnberger Zauberturm mit regelmäßigen Zaubershows zu bespielen.

Der fünfte Stock des Bauwerks, in dem sich noch ein großer Wassertank befindet, soll zu einem Bühnensaal für 30 Besucher umgebaut werden. Im ersten Stock soll eine Dauer-Ausstellung zur Geschichte des Ortes eingerichtet werden. Dafür wurde nun der Verein "Frankfurter Zauberturm" gegründet.

Bisher stellt sich die Stadt wegen des Brandschutzes quer. Dazu bräuchte es einen zweiten Fluchtweg, heißt es. Und eine Stahltreppe am Außenbereich würde das Erscheinungsbild des Turms verändern.

Das Argument wirkt indes arg dogmatisch, wenn man bedenkt, dass der Denkmalschutz in vielen anderen Städten offenbar keinerlei Einwände gegen Anbauten an historische Gebäude hat, selbst wenn diese deutlich weitreichendere Eingriffe darstellen und dementsprechender kritischer zu bewerten sind.

Man denke zum Beispiel an den mittelalterlichen, 1454 errichteten, Fünfgratturm in Augsburg. 2008 entschied sich der Stadtrat und ergänzte den Turm mit einem wirklich unpassenden Metalltreppenanbau – und das trotz entschiedenen Protests einer Bürgerinitiative.
 
Oder das Isenburger Schloss aus der Renaissance-Zeit in Frankfurts Nachbarstadt Offenbach, welches die Hochschule für Gestaltung seit dem Jahr 2000 nutzt. Der Preis für die Übernahme dieses Gebäudes war nicht nur die Durchstoßung einer historischen Kreuzrippendecke für einen Fahrstuhleinbau, sondern auch ein von vielen Offenbachern als unpassend empfundener Glasanbau.

Und im Schloss Gottorf in Schleswig ist derzeit ein monströser modernistischer Glaskoloss als Erweiterungstrakt im Gespräch. Hier sind es die Bürger, die Protest formulieren,  während Verwaltung, Architekten Denkmalschutz keine Einwände haben, sondern noch "unglaublich viel Spaß" an dem Projekt.
 
Anders als beim Wasserturm in Frankfurt. Hier dürfte man davon ausgehen, dass die Bürger gegen einen Zauberturm keine Einwände haben, auch nicht beim Anbau einer Metalltreppe, die das Erscheinungsbild nur unwesentlich beeinflussen würde. Lediglich die hiesige Verwaltung sperrt sich bislang der Idee.

Zurück zu Hans-Georg Oeter. Dieser hat sein Engagement nun noch über die Stadtgrenzen Frankfurts hinaus nach Neu-Isenburg ausgeweitet, wo er schon als junger Architekt mit dem dortigen Einkaufszentrum beschäftigt war. Dort also, in der Nachbargemeinde Neu-Isenburg, bildet der Marktplatz nämlich heute ein leeres Viereck. In der Geschichte war das nicht immer so. Einst befand sich dort das das alte Rathaus. Das 1702 erbaute Gebäude bildete den Mittelpunkt der Siedlung, auf den zahlreiche Straßen zuliefen. Bis 1871 erfüllte es seine Funktion, danach wurde es wegen Baufälligkeit 1876 abgerissen, auch weil die Gemeinde damals nicht über die für eine Sanierung erforderlichen Finanzmittel verfügte.

Nun steht in Neu-Isenburg ein Stadtumbau an, der mit Kosten in Höhe von insgesamt 20 Millionen Euro veranschlagt wird. Als Ideen zur Steigerung der Aufenthaltsqualität sind Neubepflanzungen, Verlegung von Straßenpflaster, neue Sitzgelegenheiten sowie Straßenbeleuchtung, Brunnen und die Reduzierung des Durchgangsverkehrs im Gespräch.

Eine nun gebildete Initiativgruppe befürchtet, dass das Geld für allerlei Kleinkram ausgegeben wird, aus dem sich für die Bürger am Ende kaum ein Nutzen ergibt. Aus diesem Grund fordert sie, aus einem Teil der für den Stadtumbau bereitgestellten Mittel die Rekonstruktion des alten Rathauses von 1702 zu realisieren. Mitglieder der Initiativgruppe sind die Isenburger Torsten von Juterzenka, Alexander Jungmann und Rouven Dackermann, der Medienschaffende Klaus Reinhardt, der Werbefachmann Jürgen Aha und - last but not least - der BFF-Mann Hans-Georg Oeter, dem Neu-Isenburg durch seine dortige berufliche Tätigkeit bestens vertraut ist.

Zwei Versuche des Wiederaufbaus des alten Rathauses in Neu-Isenburg scheiterten in der Vergangenheit. Einmal fehlte der politische Wille, ein anderes Mal sah die evangelisch-reformierte Marktplatzgemeinde die Blickachse zu ihrer Kirche gefährdet. Die neue Inititiativgruppe sieht diese Einwände als überholt an, schließlich sei die Kirche erst Jahrzehnte nach dem Rathaus gebaut worden. Historisch betrachtet hatte es diese Blickachse also früher so gar nicht gegeben.

Die Presse schrieb zudem: "Hans-Georg Oeter tritt auch den Bedenken einiger Bürger entgegen, dass es dann keinen Platz mehr als Treffpunkt und für Feste auf dem Marktplatz gäbe. `Das stimmt doch alles nicht, denn das Rathaus war in seinen Ausmaßen nicht sonderlich groß´, betont der Architekt – und schreitet vom Zentrum mal fünf große Schritte weg. „Nur diesen wenigen Platz bräuchten wir nach allen Seiten, denn das alte Rathaus-Gebäude hatte nur neun Meter im Durchmesser“, erklärt Oeter. Alle Bäume könnten erhalten werden und es gebe noch Platz und einen gemütlicheren Rahmen für Feste. `Zudem könnte man ja architektonisch gar das Erdgeschoss als Laubengang gestalten´. so der Architekt."

500.000 Euro als Kosten für den Wiederaufbau des alten Rathauses von Neu-Isenburg werden derzeit genannt. Es sollte, wenn es denn mal soweit ist, für Hans-Georg Oeter möglich sein, auch einige Spendengelder aus Frankfurt zu akquirieren. Frankfurter sind eben nicht nur für die Nachbargemeinden engagiert, sondern hin und wieder auch spendabel.

 

Marlis Lichtjahr

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