Umweltpolitik als Frankfurter Narrenspiel mit grüner Regie

Die zweifache Vertreibung der Zauneidechsen

Umweltpolitik als Frankfurter Narrenspiel mit grüner Regie
© FumarPorros - Pixabay

BFF-Fraktion – Kommentar 03. Juli 2017


Wenn die Frankfurter Politik ins Baufieber gerät, ist sie sich für keine Absurdität zu schade. Diesmal geht es um Bergen-Enkheim und Eidechsen, die den Steuerzahler teuer zu stehen kommen. In Bergen-Enkheim soll nämlich das Baugebiet "Leuchte" erschlossen werden. Doch seit 2015 stockt die ein Jahr zuvor eingeleitete Erschließung mit Kanalbaumaßnahmen, weil der Grundwasserspiegel in dem Areal angestiegen ist, bis zu 75 Zentimeter höher als ursprünglich angenommen. Die Stadt würde den Grundwasserspiegel zwar gerne durch geeignete Maßnahmen absenken, doch das Darmstädter Regierungspräsidium, das hierzu die Erlaubnis zu geben hat, wollte zuerst ein Gutachten sehen.

Zwischen dem Amt für Straßenbau und Erschließung, der Stadtentwässerung und dem Darmstädter Regierungspräsidium gebe es nun "fortlaufend Gespräche", heißt es in der Presse. Nun hat sich zwischenzeitlich eine Groteske entwickelt. In den letzten Jahren wurde die Bebauung des Gebietes nämlich noch nicht durch das gestiegene Grundwasser aufgehalten, sondern durch eine Kolonie von Zauneidechsen. Da die Tiere unter Naturschutz stehen, wurden sie aufwendig (Kosten: 1,1 Millionen EUR) eingesammelt und in einen Ersatzlebensraum im Osten Fechenheims umgesiedelt. Nur ein Teil der Population soll in der so genannten "Binnendüne" verbleiben, einer eingezäunten, sandigen Fläche im Nordosten des Baugebiets.

Nun könnte man denken, dass dank der Unterstützung des Steuerzahlers die Mehrheit der Enkheimer Zauneidechsen in Fechenheim eine neue Heimat gefunden haben dürfte. Viele Lastwagenladungen Sand wurden extra aus dem Baugebiet "Leuchte" dorthin gefahren. Ende gut, alles gut? Doch der Steuerzahler und die Eidechsen haben die Rechnung ohne die Bauwut der Frankfurter Politik gemacht. Denn just das neue Reptilienrefugium soll nun wiederum Baugebiet werden.

Der Rewe-Metzger Brandenburg sucht nämlich ein neues Firmengelände, da dessen bisherige Produktionsstätten veraltet seien. Und dafür fällt den Stadtoberen in Frankfurt und Maintal eine schöne Naturlandschaft im Osten Fechenheims ein, die derzeit noch von Feldern und Bäumen geprägt ist und zukünftig als „interkommunales Gewerbegebiet“ ausgewiesen werden soll. Und ausgerechnet handelt es sich dabei genau um das Areal, in dem vor wenigen Jahren mit großem Aufwand die Zauneidechsen angesiedelt wurden. Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU),


Planungsdezernent Mike Josef (SPD) und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) stellten nun den Aufstellungsbeschluss für den Frankfurter Teil des geplanten Gewerbegebiets der Öffentlichkeit vor. "In Rekordzeit" hätten die Ämter den Beschluss erstellt, freute sich Mike Josef.

Rosemarie Heilig erklärte, dass nun allerdings die Zauneidechsen wieder umgesiedelt werden müssten, bevor die Firma "Brandenburg" auf der bisherigen Landwirtschafts- fläche bauen kann. Dazu schlug sie den Berger Hang vor, der ja für die Tiere in Wirklichkeit der bessere Lebensraum sei als die ehemalige Baumschule des Grünflächenamts in Fechenheim – dort hätten ohnehin nur suboptimale Bedingungen geherrscht.

Nun sollen nach Heiligs Vorstellung, die vor drei Jahren mit großem finanziellem Aufwand nach Fechenheim vertriebenen Eidechsen wieder nach Bergen-Enkheim repatriiert werden – egal, ob das die Reptilien stresst oder nicht. Eine Migrations-Groteske, die zum Erheitern angelegt wäre, würde nicht all das Steuergeld kosten, welches anderweitig fehlt. Im Ortsbeirat von Bergen-Enkheim hat dieses Narrenspiel im Römer bereits - nach erstem ungläubigen Gelächter - entschiedenen Widerstand hervorgerufen: Die Zauneidechsen könnten überall hin verbracht werden, nur bitte nicht zurück in diesen Stadtteil. Kein Wunder!

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